Mathematical texts
Biographical Texts
Photograph Album
Circle Members

The Grothendieck family in 1905

Grothendieck's mother Johanna Grothendieck, usually called Hanka (1900-1957) is on the left.
Next to her: her mother Anna, her father Albert, her brother Claus, her brother Fritz, her half-sister Eleonore
 
 
 

                                     

                                                                                        Hanka at 17 and at 56

                                     

"Die helle Lott und die finstere Lott" (the bright Hanka and the dark Hanka) -- Lotte or Lott was the name Hanka gave herself in her autobiography

 

 

Großstadtnächtliches

Im Tiergarten Berlins. Augustnacht geilt
Schwül unerhörter Prächte himmelan.
In dunkelstem Gebüsch, wohin kein Sternblink pfeilt,
Auf niedrer Bank ein brünstegierer Mann,
Ein ach so ach müd Mädchen, angstzerquält.
Hinter denkschwerer Stirne Hungerfieber loht,
In Ohren dumpft ein Grollen schwer und rot.
Und wie er leise ihren Leib ausschält
Und zwischen ihre Lenden giere Hand sich stiehlt,
Mit Zitterfingern reinen Leib durchwühlt,
Schluchzt sie verzweifelt auf. Ekelzerschellt
Bäumt sich ihr Leib. -- Herrgott -- das Geld -- !
Der -- Hunger -- -- ! Geld will der ihr geben --
O Qual der Schmach - ! Doch lauter noch gellt's Leben -- !

Wild wälzt sich Leib auf sie. Ein Schrei gellt -- Gurgeln -- Wehren --
Die Kehle starke Hand umkrampft.
In Zuckungen ihr ins Gesicht
Ein ekler Atem dampft.
Wehren zerbricht.
Geilgrelle Gluten reinen Körper sehren.

Jach ist sie frei. Ins Dunkel aufgesogen,
Der ihr den weißen Leib wie Tier zertreten.
Steil bleibt sie liegen. Starrt zurückgebogen.
Bewußtlos lallt die Lippe Kinderbeten.
Erkenntnisblitzstrahl fällt. Gebet zerbricht,
Verzweiflung bäumt. Grell steht in ihr und blendet
In Flammenschrift, das eine Wort: Geschändet!
Durch sehr viel Hunger hergequält damit: Selbstgericht.
Wie Ungeborner Augen glüht sie's fiebernd an.
Zerbrochne schleicht durch Weltstadt-Lichtgefunkel
Zur Brücke hin. Die Spree ist tief und dunkel.
Und weiß doch selbst kaum, was sie hat getan.

                        Hanna Grothendieck, Der Pranger, 1920